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Bioverfügbarkeit von Cannabinoiden

Definition von Bioverfügbarkeit

Unter der Bioverfügbarkeit versteht man eine pharmakologische Messgröße die nach Applikation den Anteil eines Wirkstoffes angibt, der unverändert im Blutkreislauf zur Verfügung steht. Sie gibt an, wie schnell und in welchem Umfang der Stoff aufgenommen (resorbiert) wird und am Wirkort zur Verfügung steht. Bioenhancer (Substanzen, die die Aufnahme in den Blutkreislauf verstärken) können die Bioverfügbarkeit eines Stoffes erhöhen.

Dabei wird die intravenöse Gabe eines Arzneimittels, definitionsgemäß mit 100 % Bioverfügbarkeit angegeben. 

Applikationsformen von Cannabinoiden

Um Arzneimittel in den Körper zu bekommen, gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Wir wollen uns auf den Eintrag in die Blutbahn konzentrieren.

Orale Aufnahme (Bioverfügbarkeit)

Diese findet meistens über Tabletten, Kapseln oder Flüssigkeiten statt. Die Aufnahme findet dann im Magen, aber vor allem im Darm statt. Je nach Beschaffenheit der Substanz (Größe des Moleküls, fettliebend, wasserliebend) wird es mehr oder weniger leicht durch die Darm-Zellschichten in den Blutkreislauf geschleust.

First Pass Effekt der Leber

Dieses “Darm”-Blut fließt als erstes zur Leber, um evtl. Gifte so zu modifizieren, dass die Nieren sie herausfiltern können. 

Viele Arzneimittel brauchen diese Leberpassage, um in den wirksamen Bestandteil umgebaut zu werden. Zum Beispiel das Tamoxifen (Krebsmittel), das als sogenanntes Prodrug in das im Körper wirksame Endoxifen umgebaut wird. Mit jedem Schritt verringert sich die Bioverfügbarkeit der Cannabinoide.

Orale Verluste

Da es sich bei den Cannabinoiden um fettliebende Substanzen handelt, sind diese nur schlecht im wässrigen löslich. Die Gallenflüssigkeit emulgiert das Öl, sodass immerhin ~6% der Cannabinoide aufgenommen werden. Mit mehr fettigen Lebensmitteln als Bioenhancer kann die Bioverfügbarkeit angeblich um den Faktor 4 erhöht werden, allerdings habe ich hier meine Zweifel. Der Großteil der Cannabinoide verläßt den Körper jedoch ungenutzt.

Die absolute Bioverfügbarkeit gibt immer die aufgenommene Menge Arznei im Verhältnis zur intravenösen Gabe. 

Bei oraler Gabe sprechen wir von oraler Bioverfügbarkeit.

Sublinguale Gabe

CBD Tropfen unter die Zunge zu geben bedeutet eine höhere Bioverfügbarkeit von um die 12-24% zu erreichen. Da hier die Blutgefäße sehr nahe an der Oberfläche der Schleimhäute liegen diffundieren die Cannabinoide relativ schnell (~15 min) in den Blutkreislauf und entfalten ihre Wirkung.  

Transdermal Pflaster

Die Cannabinoide lassen sich auch Transdermal applizieren als Depotpflaster oder auch als Creme. Sie können in Gewissem Maße die Hautbarriere überwinden und ins Blut eindringen. Die Mengen sind dabei sehr stark abhängig von der fettigen Zubereitungen. Über Micro oder Nanoemulsionen lassen sich durchaus messbare Effekte darstellen. Die Bioverfügbarkeit wird in den meisten Fällen gleich oder sogar besser als bei der sublingualen Gabe sein. 

Inhalation and nasale Aufnahme

Eine der häufigsten und die schnellsten Methode signifikante Mengen Cannabinoide ins Blut zu bekommen, ist das Rauchen bzw. Inhalieren. Bis zu 30% der vorhandenen Cannabinoide sollen dabei aufgenommen werden. Über ein Nasenspray gibt es Aufnahmen von angeblichen 14-46%. 

Dronabinol (THC) Plasmaspiegel nach Inhalation und oraler Gabe. 

Cannabis Zigaretten vs. oraler Einzeldosis. Der therapeutische Wert liegt bei 5–10 ng/ml. Oral Applikation führt zu enem langsamen Anstieg bis auf ~50–-60 ng/ml nach 30–90 min mit einer langsamen Abnahme über 12 h. Die Orale Gabe sorgt für eine ideale Bioverfügbarkeit für den Patienten. 20 mg Dronabinol/Tag führen noch nicht zum High, haben aber im Normalfall einen sehr guten pharmakologischen Effekt (Quelle: Bionorica Produktbroschüre)

Rektal und vaginal

Zu diesen Applikationsformen habe ich noch keine genauen Daten gefunden. Es gibt aber bereits THC Caginal-Creme für stimulierende erotische Erlebnisse. Auch gibt es bereits Tampons getränkt mit CBD, zur Reduzierung von Regelschmerzen, was sehr gut wirken kann, da in den Vaginalschleimhäuten sehr viele Cannabinoid-Rezeptoren vorhanden sind.

Auch Zäpfchen machen für eine rektale Applikation Sinn, da schnell hohe Bioverfügbarkeit von Cannabinoiden erreicht werden kann. 

Infusionen

Infusionslösungen von Cannabinoiden habe ich bisher noch nicht gefunden, bin aber sicher, dass gerade in der Krebstherapie große Chancen bestehen Tumorgeschehen damit zu bekämpfen. 

Toxizität

Cannabinoide sind von ihrer toxischen Seite her dankbare Substanzen. Gaben von 1,2g CBD / Tag über Wochen, zeigten keine gefährlichen Nebenwirkungen. Wobei erste Effekte bereits bei wenigen mg pro tag zu spüren sind.

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Richtige Dosierung

Die Frage der Bioverfügbarkeit geht auch immer einher mit der zu bekämpfenden Indikation. Da ist der Patient etwas auf sich alleine gestellt. Er muss sich an die für Ihn/sie richtige Menge herantasten. Ich empfehle mit 5-10 mg pro Tag anzufangen und dann durchaus auf 200-400mg/Tag hoch zugehen. Wählen sie maximal 10%ige Lösungen (besser 5% CBD), alles andere schmeckt einfach zu extrem.

Fazit zur Bioverfügbarkeit

Bioverfügbarkeit von Cannabinoiden: Abhängig von der Art der Aufnahme der Medikation läßt sich ein schneller oder langfristiger Effekt erzielen. Die Menge ist von Person zu Person unterschiedlich und auch von Krankheit zu Krankheit. Es bleibt nur das ausprobieren, um die Richtige Menge zu finden.

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Oder möchtest Du mehr zum Thema lesen? Dann empfehle ich Dir das Buch CBD: Ein Cannabinoid mit Potenzial von Chris Conrad und Rita Höner


Jörg A. Kamphaus

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